Zusammenfassung
Einleitung: Der Mangel an chirurgischem Nachwuchs und die zunehmende
Belastung durch fachfremde Dokumentationsaufgaben im ärztlichen Bereich führen
zu einer Verdichtung der Arbeitsintensität in chirurgischen Kliniken. Studien
belegen eine Überbelastung chirurgischer Fächer durch eine hohe
Wochenarbeitszeit und einen hohen Anteil an ärztlicher und nichtärztlicher
Dokumentation. Ziel der Studie war es, mittels einer Multimomentaufnahme
(Worksampling-Analyse) die Arbeitsverteilung in einer chirurgischen Klinik zu
evaluieren, an welcher durch den systematischen Einsatz eines IT-gestützten
Prozessmanagements Arbeitsabläufe standardisiert und verschlankt wurden. Darüber
hinaus werden die erhobenen Daten mit thematisch ähnlichen Studien
verglichen.
Material und Methoden: Basierend auf den Ergebnissen einer
vorausgegangenen hausinternen Pilotstudie, welche als unabhängige
Fremdbeobachtung durchgeführt worden war, erfolgte die Festlegung einer
zweidimensionalen Matrix bezüglich der medizinischen Tätigkeit (13 Unterpunkte)
und der Art des Patientenkontaktes (5 Unterpunkte). Anhand der Matrix wurde
mittels Eigenbeobachtung über einen Zeitraum von 10 Tagen von jedem Mitarbeiter
1 × pro Stunde die aktuelle Tätigkeit und die Art des Patientenbezuges
dokumentiert. Nach Abschluss der Eigenbeobachtung wurde von jedem Mitarbeiter
die individuelle Arbeitsverteilung geschätzt und mit der reell dokumentierten
Verteilung verglichen. IT-gestützte klinische Behandlungspfade werden in der
Klinik seit 2004 eingesetzt.
Ergebnisse: Über einen Zeitraum von 10 Werktagen wurden von 21 Chirurgen
(14 Assistenten, 7 Oberärzte) 1830 Messpunkte in Eigenbeobachtung dokumentiert.
Hiervon entfielen 30,2 % für die Teilnahme an Operationen oder direkte ärztliche
Maßnahmen am Patienten. Während 13,9 % nahmen die Probanden an Besprechungen
teil, 10,8 % wurden für ärztliche Dokumentation aufgewendet. Das Studium von
Patientenunterlagen (9,2 %) und die Visiten (9,0 %) beanspruchten ähnlich viel
Zeit. In 14 % aller Tätigkeiten bestand kein Patientenbezug. Reelle und
geschätzte Arbeitsverteilung stimmten für die 5 häufigsten Tätigkeiten sehr
genau überein.
Schlussfolgerung: Die Multimomentaufnahme in der Chirurgie stellt ein
valides Verfahren zur Evaluation des Arbeitsablaufes im Rahmen einer
Eigenbeobachtung dar. Bezüglich des geschätzten Arbeitsaufwandes und des reell
dokumentierten besteht eine hohe Übereinstimmung. Die gesetzeskonforme
wöchentliche Arbeitszeit in der Chirurgie ist limitiert. Um ein Maximum an
direktem Patientenkontakt zu erreichen, muss die ärztliche Dokumentation durch
klar definierte Standards auf ein Minimum reduziert werden. Als mögliches
Instrument hierfür können IT-gestützte klinische Behandlungspfade dienen.
Abstract
Introduction: Work densification caused by lack of young surgeons with
increased clinical documentation keeps surgeons busy. It is proven by many
studies that surgeons work significantly longer hours per week and deal with a
larger amount of medical and non-medical documentation than staff members in
conservative disciplines. The aim of the study was to investigate surgeons work
distribution in a surgical university department and to evaluate by means of a
work sampling analysis whether it can be standardised and slimmed down by
systematic use of IT-supported, process-managed work-flow. In addition the data
obtained are compared wuith those from other studies on similar topics.
Methods: Based on the results of an independent pilot observational study,
21 surgeons (14 residents, 7 staff surgeons) had to document over a 10-day
period in a self-observation once in an hour their actual activity in a two
dimensional matrix concerning medical activity (13 items) and patient contact
(5 items). After the study, each physician had to estimate his / her own work
distribution. Real percentages of the self-observation study were compared to
the physicians’ estimates of work distribution. IT-supported clinical pathways
have been implemented since 2004 in our department.
Results: Over a ten-day evaluation period (1830 observation points),
surgeons spent 30.2 % of their activity in the operating theatre or on direct
patient care. During 13.9 % they were in meetings and they spent 10.8 % of their
time on documentation. Time needed for studying medical records (9.2 %) and ward
rounds (9.0 %) ranged in a similar way. There was a significant accordance of
estimated and real work distribution concerning the 5 most frequent daily
activities. In only 14 % there was no direct patient relationship.
Conclusion: Application of work sampling analysis in surgery is a valid
procedure for the evaluation of work flows in the course of personal
observations. Surgeons working time in a hospital is limited. To achieve a
maximum of direct patient care, clinical documentation has to be optimised by
process automatisation within the context of IT-supported clinical pathways.
Surgeons are able to estimate very exactly the distribution of their daily
activities so that data of working time estimations is valuable.
Schlüsselwörter
Allgemeinchirurgie - Multimomentaufnahme - Beobachtungsstudie - Arbeitszeitanalyse
- Ablauforganisation - klinische Dokumentation
Key words
general surgery - work sampling analysis - observational study - working time analysis
- process management - clinical documentation